Winzer Interview - Champagne Bruno Michel

Sie haben sich sehr früh dafür entschieden Bio-Champagner herzustellen. Wie lange haben Sie für diese Umstellung gebraucht und was waren die größten Herausforderungen?

Die Umstellung hat für die gesamte Domäne etwa 7 Jahre gedauert. Die Champagne ist aus mehreren Gründen ein sehr komplexes Weinanbaugebiet für den ökologischen Weinbau. Der atlantische Einfluss unseres Klimas bringt uns im Frühling viel Niederschlag, was die Entwicklung von Pilzkrankheiten begünstigt. Unser Weinberg wird hauptsächlich an Hängen gepflanzt, manchmal mit steilen Hängen und Abhängen, was unsere Fähigkeit, den Weinberg zu schützen, erheblich erschwert.
Darüber hinaus sind unsere Rebzeilen eng und zwingen uns, für diese Pflanzbedingungen spezifisches Material zu verwenden. Schließlich ist das Weinanbaugebiet Champagne sehr fragmentiert. Zum Beispiel arbeiten wir an mehr als 30 verschiedenen Parzellen, die teilweise mehrere Kilometer voneinander entfernt sind.

Für die Umstellung auf biologischen Weinbau bestand der erste Schritt in der Aufarbeitung des Bodens, da der Einsatz von Herbiziden in Bio-Produkten verboten ist. Wir mussten uns also mit neuen Maschinen ausrüsten und unser Team für diese Arbeit schulen. Diese Werkzeuge entwickeln sich ständig weiter. Die Hauptherausforderung war die Behandlungen der Rebstöcke, hauptsächlich mit Kupfer und Schwefel, die weniger effektiv sind als die vormals genutzten synthetische Produkte.

Guillaume von Champagne Bruno Michel am Weg in seinen Champagnerkeller

Foto @Champagne Bruno Michel

Ihre Rebflächen befinden sich in Pierry. Was sind die Merkmale dieses Terroirs?

Alle unsere Parzellen sind nicht in Pierry, aber eine große Mehrheit befindet sich tatsächlich auf dem Boden von Pierry und Moussy. Diese nach Süden ausgerichteten Hänge bieten die perfekten Bedingungen für Pinot Meunier und Chardonnay. Je nach Höhenlage besteht der Unterboden entweder aus Kreide oder kalkhaltigem Ton.

Was suchen Sie in Ihren Champagnern und was wollen Sie vermitteln?

Wir haben drei "Familien" von Weinen. Assemblages, eine Hommage an die Champagner Methode, die es ermöglicht, durch die Jahrgänge einen Wein von großer Qualität anzubieten. Unsere parcellaire Weine (dt. Einzellage) sind Ausdruck eines Terroirs und eines Jahrgangs. Hier findet keine Assemblage statt, sondern es handelt sich um eine einzige Parzelle, ein einziges Jahr und eine einzige Rebsorte. Und schließlich alte Jahrgänge, um zu zeigen, wie perfekt Champagner auch nach vielen Jahren noch reifen kann. Wir möchten den Champagner Liebhabern lebendige und frische Weine mit einer relativ niedrigen Dosage anbieten.

Merci Guillaume!

Weingärten von Champagne Bruno Michel

Foto @Champagne Bruno Michel

großes französisches Landhaus in einem Park

Foto @Champagne Bruno Michel

Champagne Xavier Leconte - Champagner Winzer seit 6 Generationen

Heute stellen wir Ihnen Alexis Leconte vor, dessen Brut Prestige „Heritage de Xavier“ im kommenden November/Dezember Découverte Abonnement zu verkosten sein wird! Alexis ist ein Winzer, den wir persönlich sehr schätzen. Denn persönlich ist er sehr offen und freundlich und in seiner Arbeit als Winzer innovativ aber auch achtsam und respektvoll.

Blick auf Troissy Frankreich im Vordergrund Weinstöcke

Photo @Champagne Xavier Leconte

Alexis bewirtschaftet heute das 10,02 Hektar große familiäre Weingut gemeinsam mit seinem Vater Xavier in der 6. Generation. Es ist eine Geschichte wie wir sie schon oft gehört oder gelesenen haben. Das familiäre Weingut wird von Generation zu Generation weitergegeben, bis ein Winzer an der Reihe ist der ambitionierter ist als die vorherigen Generationen und beschließt selbständig zu werden und seine Trauben nicht mehr einfach weiterzuverkaufen sondern seinen eigenen Champagner zu produzieren. Im Falle von Alexis Leconte war es sein Vater Xavier, der bereits im Jahre 1980 diesen Weg einschlug und so den Weg auch für Alexis ebnete.

Begonnen hat alles im Jahre 1890 mit Onésime Leconte, der das Weingut in die Familie brachte. Das Weingut wurde anschließend von Vater zu Sohn weitergegeben bis Xavier Leconte im Jahre 1980 (seine eigenen Eltern waren noch nicht pensioniert) voller Ambitionen Teile der Reben seiner Eltern mietete um als „Vigneron indépendant“ seinen eigenen Champagner erzeugen zu können. Um völlig unabhängig zu sein, installierte er eine erste Presse, die im Jahre 2000 einem größeren Presshaus wich.

Champagner Winzer Alexis Leconte beim Umrühren der Maische

Photo @Champagne Xavier Leconte

Alexis hat im Jahre 2003 die Geschäftsführung übernommen und arbeitet seitdem gemeinsam mit seinem Vater, der ihm mit Rat und Tat zur Seite steht. Er hat den Stil und die Werte seiner Väter beibehalten, produziert aber heute veritable „Terroir“ Cuvées. Es geht ihm darum expressive Champagner höchster Qualität herzustellen. Sein Vater hat zwar bereits qualitativ hochwertige Champagner produziert, aber Alexis geht noch einen Schritt weiter. Er hat sich dazu entschieden seine Parzellen einzeln zu vinifizieren, um so die Wahl zu haben welche Weine er aus welcher Parzelle für seine einzelnen Cuvées verwendet. Weiters verarbeitet Alexis auch die „têtes de cuvées“ (der ers­te, nahe­zu ohne Press­druck und nur durch das Eigen­ge­wicht der Trau­ben und dadurch besonders hochwertige ablau­fen­de Most einer Cham­pa­gner­pres­se) separat und arbeitet mit unterschiedlichen Fässern. So werden 25% der Weine in Holzfässern und 75% in thermoregulierten Inoxfässern ausgebaut. Die Einzelagen Cuvées baut Alexis ausschließlich in kleinen Eichenfässern (ursprünglich aus der Bourgogne) aus.

Viele Eichenfässer Champagne Xavier Leconte

Photo @Champagne Xavier Leconte

Das Oberteil eines Eichenfasses von Champagne Xavier Leconte

Winzer Interview - Champagne La Borderie

Sie haben 2013 die Domaine „La Borderie" neu gegründet. Wie haben Sie dieses Abenteuer erlebt und was waren die größten Herausforderungen für Sie?

Wir waren mit unseren elf Hektar Weingärten bis 2013 in Erzeugervereinigungen (Kooperative) tätig,  das heißt wir haben unsere Trauben gemeinsam mit anderen Winzern zu Champagner verarbeitet. 2013 haben wir dann den Mut aufgebracht ein eigenes Projekt zu starten: den Bau einer kompletten Weinverarbeitungsstruktur und die Kreation der Domaine „La Borderie“. 
Dieses wunderbare Abenteuer wurde nach einer langen Zeit des Nachdenkens geboren. Denn obwohl der Weinberg und die Arbeit in den Weingärten bereits seit langer Zeit fest in der Familie verwurzelt war, begannen wir was Vinifikation und Marketing angeht bei Null. Die erste Vinifikation im Jahr 2013 sorgte für ziemlich viel Stress, zumal der Weinbau in diesem Jahr nicht einfach war und die Kellerei erst kurz vor der Ernte beendet wurde
Anschließend mussten wir uns in Geduld üben, bevor wir unsere Weine Ende des Jahres 2015 zur Verkostung vorschlagen konnten. Wir waren sehr stolz, unsere ersten Cuvées zu präsentieren und hatten sehr viele positive Rückmeldungen. Was eine schöne Bestätigung für unsere Arbeit der letzten Jahre war. Unsere größte Herausforderung besteht darin Weine anzubieten, die auf höchstem Niveau sind.

Champagne La Borderie Schwarzweißfoto von Marie und Simon Normand

Photo @LaBorderie

Sie haben eine beeindruckende Kellerei erbauen lassen, erzählen Sie uns ein bisschen von dem Bau und von seinen Vorteilen.

Das Gebäude, welches sowohl in seiner Gestaltung, als auch in seinem Aussehen entschieden zeitgenössisch ist, fügt sich in den natürlichen Abhang der umgebenden Landschaft ein. Es ist eine umweltfreundliche und energiesparende Konstruktion. 
Die gravitative Nutzung der Räumlichkeiten ermöglicht einen natürlichen Fluss des Saftes: Die Trauben werden im oberen Teil gepresst und der Prozess der Entwicklung geht weiter auf den darunterliegenden Ebenen des Gebäudes: Weinbereitung im Untergeschoss (Niveau -1) und Reifung und Lagerung im Keller (-2). Pumpen und Energieverbrauch werden so auf ein Minimum reduziert.
Halb unter der Erde, ist das Gebäude selbstregulierend in der Temperatur. Nur die Fassade ist isoliert, da die Außenwände in 11 m Tiefe natürlich temperiert sind. Die Betonstruktur hat eine sehr interessante thermische Trägheit: Sie speichert die Temperatur des angrenzenden Geländes (ca. 10 ° C) und stellt sie im Inneren wieder her. Das gesamte Regenwasser wird ebenfalls zurückgewonnen.
Darüber hinaus ist das Gebäude, in dem die Weine hergestellt werden, als Ort des Empfangs, des Besuchs und der Verkostung konzipiert und soll zur Entwicklung des Weintourismus beitragen.

Blick auf das Gebäude von Champagne La Borderie umgeben von Wald

Photo @LaBorderie

Champagne La Borderie Gebäude von Vorne und Blick auf dem Gebäude mit Eichenfässer im Vordergrund

Photo @Aux Bulles

Ende September 2013 wurde Ihnen das französische Zertifikat für nachhaltigen Weinbau verliehen („Certificat de Haute Valeur Environnementale“) und im Jahr darauf, im September 2014, wurden Sie mit dem französischen Zertifikat „Viticulture Durable en Champagne“ ausgezeichnet. Was bedeutet das für Sie persönlich und schlussendlich für Ihre Weine?

Im Weinberg wird besonderes Augenmerk auf den Respekt der Ökosysteme, die Erhaltung der Artenvielfalt und der Landschaften gelegt: Restaurierung des kleinen Gebäudes in der Mitte der Parzellen, Pflege der Hecken, Bepflanzung von Brachland, Bodenbearbeitung, Reduzierung der Eingriffe, also keine Insektizide oder Herbizide.
Nach unserer Zertifizierung  "Haute Valeur Environnementale" Ende 2013 erhielten wir im September 2014 auch als Erste ein Zertifikat für "Nachhaltigen Weinbau in der Champagne". Damit fühlen wir uns als Pionier auf diesem Gebiet und möchten zur ethischen und ökologischen Entwicklung der Champagne beitragen und uns dabei ständig an die gesellschaftliche Nachfrage anpassen.

Champagne La Borderie spätsommerlicher Weingarten im Morgentau in der Mitte ein Baum

Photo @LaBorderie

Champagne La Borderie altes Haus in den Weinbergen dahinter Wald

Photo @LaBorderie

Sie arbeiten auch mit der Rebsorte Pinot Blanc (dt. Weißburgunder), eine Rebsorte die heute nur noch sehr selten in der Champagne anzutreffen ist. Was sind die Vorteile dieser Rebsorte für die Zusammenstellung Ihrer Cuvées?

Pinot Blanc sind die ältesten Rebstöcke unseres Anwesens, sie wurden bereits im Jahr 1954 gepflanzt. Es ist eine Sorte, die in der Champagne fast aufgegeben wurde und weniger als 0,5% der gesamten Anbaufläche der Champagne darstellt. Sie erfordert viel Aufmerksamkeit, denn diese Rebsorte ist sehr anfällig für Fäulnis und auch die Wahl des Erntetermins ist hier ganz entscheidend. Es ist eine sehr aromatische Traube, die sehr interessant ist für die Assemblage, denn sie kann Noten von exotischen Früchten, gelben Früchten (Kirschpflaume, Pfirsich), eine Honigseite und eine gewisse Rundheit bringen. Sie finden sie bis zu 7% in unserer Cuvée "Trois Contrées".

Champagne La Borderie Foto der Flasche und des Etiketts der Cuvée Trois Contrées

Photo @LaBorderie

Champagne La Borderie Foto der Flasche und des Etiketts der Cuvée Douce Folie

Photo @LaBorderie

Worum geht es Ihnen bei der Champagner Herstellung und was versuchen Sie in Ihren Weinen wiederzufinden bzw. mit Ihren Champagnern zu vermitteln?

Unser Wunsch ist es, Champagner aus der sorgfältigen Isolation (jede Parzelle wird einzeln vinfiziert) und sorgfältigen Assemblage herzustellen und diesen anschließend in eine schöne Flasche zu füllen, die das Prestige und die Hochwertigkeit unserer Appellation widerspiegelt. Bei unseren Weinen suchen wir die fruchtige Seite und die Finesse. Wir möchten Weine anbieten, die eine starke Identität haben und die unser Terroir auf die treueste und genaueste Art und Weise beschreiben.

Merci beaucoup Marie ;)

Champagne Domaine Collet - die Geschichte einer Familie

Heute stellen wir Ihnen einen neuen Champagner Winzer vor, der mit seinem Brut Champagner im September/Oktober Abo vertreten ist. Die Familiengeschichte dieses Winzers (eigentlich handelt es sich um drei Brüder) ist sinnbildlich für eine Entwicklung, die in den letzten Jahrzehnten in der Champagne zu beobachten ist. Eine neue, junge Generation beschließt einen neuen mutigen Weg zu gehen. Anstatt ihre Trauben einfach an die großen Häuser zu verkaufen, beschließen sie die Champagner Produktion selber in die Hand zu nehmen. 

Schwarzweiß Foto der der Brüder Florent Thomas und Vincent von Champagne Domaine Collet im Weingarten
Champagnerkeller mit Inoxfässer und Eichenfässer und einem Winzer bei der Arbeit

"Bis in die 1960er Jahre verkauften unsere Vorfahren (seit mehreren Generationen) Ihre Trauen ausschließlich an die großen Champagner Häuser in Épernay. Es war die Zeit, als unser Großonkel Anthime, mit nur einem Bein aus dem ersten Weltkrieg zurückkehrte und so seine kleinen verteilten Parzellen bewirtschaftete.

Ab den 1960er bepflanzten unsere Großtante Renée und unsere Großeltern Raymond und Paulette viele Parzellen und errichteten im Laufe der 1970er Jahre eine Presse. Bis dahin wurden die Trauben noch zur Gänze an die großen Häuser verkauft.

1973 kam die Wende. Die Trauben wurden nicht mehr verkauft, sondern in der Kooperative vinifiziert. René Collet (unser Vater) wünschte sich seine eigene Marke zu entwicklen, um dem neuen, wachsenden Interesse an Winzer Champagner zu entsprechen. Die Verkäufe entwickelten sich nach und nach bis sie im Jahre 2000 ihren Höhepunkt erreichten.

2002, ein neues Jahrhundert hat begonnen und so auch eine neue Herangehensweise. Der Reihe nach kommen wir (Vincent, Thomas und Florent) zu unserem Familiengut dazu. 2002 wird eine Entscheidung getroffen: unseren Champagner von A bis Z selber zu vinifizieren und unser Terroir aufzuwerten. Das bedeutet sehr viel Arbeit, sowohl in der Installation von Fässern und diversen Vinifikationsmaterial, als auch in der Schaffung größerer Lagerflächen. So verfügen wir heute über einen Keller von ca. 850m, 440Hl Inoxfässer und 250Hl Eichenfässer.

Große Inoxfässer in einem hellen Champagnerkeller
Große Eichenfässer und eine Palette mit Champagnerkartons in einem schön ausgeleuchteten Champagnerkeller

Die Reben waren in unserem Familienweingut immer präsent. Seit 3 Generationen kümmert sich die Familie bereits um den Weinbau, dann kam die Vinifikation dazu und heute kommerzialisieren wir auch unseren eigenen Champagner. So meistern wir heute alle 3 Schritte unserer Champagnerkreation, von den Reben bis zum Verkauf."

Blick in die Maische von roten Trauben mit einer Mistgabel

Interview mit Laurent Vauversin (Champagne Vauversin)

Sie haben Ihr Weingut von Ihren Eltern übernommen, wie konnten Sie ihre eigene Note einbringen, bzw. welche Neuerungen lagen Ihnen am Herzen?

Wenn man einen Weinanbaubetrieb übernimmt muss man einen Übergang zwischen der Vergangenheit und der Zukunft machen. Dieser Übergang ist an den Seiten meines Vaters passiert, der mir sein „savoir-faire“ übermittelt hat und ich meine Zukunftsvision hinzugefügt habe. So ein Übergang ist wirklich etwas sehr Spannendes. Ich bin nämlich jemand der genau beobachtet und dann sehr vieles hinterfragt. Ob das nun unsere seit Generationen übermittelte Arbeitsweise ist oder ob es um ein neues Konzept geht. Nach diesen Überlegungen und auch indem man seiner Intuition folgt findet man schließlich die Antworten.

Konkret gesprochen ging es mir seit meiner Übernahme im Jahre 2011 um die Konvertierung zu biologischen Anbau, einer 100% Unabhängigkeit bei der Vinifizierung, einer sanften Vinifizierung und um die Biodiversität in unseren Weingärten. Zum Beispiel kann ich mich dazu entscheiden ein paar Weinstöcke auszureißen, um einen Baum oder ein paar Sträucher zu pflanzen, wenn mir die Biodiversität in der einen oder anderen Parzelle als zu gering erscheint. Es geht dabei auch um den Ausgleich der Energien und es ist sehr schön für die Landschaft und wir sind die Ersten die davon profitieren.

Seit wann produzieren Sie Bio-Champagner und wie viel Zeit hat diese Umstellung in Anspruch genommen?

Ich habe 2011 mit der Umstellung begonnen, welche 3 Jahre in Anspruch genommen hat, bis wir im Jahr 2014 die Bio Zertifizierung erhalten haben. Aber was wirklich interessant im biologischen Weinanbau ist, dass es eine konstante Evolution ist. Wir sind immer auf der Suche nach einem Gleichgewicht zwischen unseren Produktionsbedürfnissen, dem Respekt vor dem Menschen, der Natur und der Landschaft. Man könnte fast sagen, dass die Biolandwirtschaft ein konstanter Prozess ist. 

Was war der Grund sich der (vor allem in der Champagne) schwierigen Aufgabe des Bio-Weinbaus zu stellen?

Ohne zu zögern: der Instinkt. Ein Satz hat mich meine ganze Jugend begleitet: Wenn du den Eindruck hast, dass die Welt nicht für dich gemacht ist, dann ändere sie!

Was ist die größte Herausforderung Bio-Champagner herzustellen?

Die größte Herausforderung ist unser Klima, welches eher feucht ist, die Monokultur der Weingärten und die historische Konfiguration unserer Weingärten, die in sehr engen Bahnen gepflanzt ist und im Durchschnitt sehr kleine Parzellen zulässt. Das alles erschwert uns gewisse technische Arbeiten im Weingarten.

Eine andere Herausforderung ist die Beziehung zu unseren Weingartennachbarn, die leider manchmal noch sehr stur mit viel Chemie arbeiten. Dieses Zusammenleben macht es manchmal schwierig, aber ich bin eher ein diplomatischer Typ und wenn es in diesem Jahr nicht klappt, dann versuche ich das Problem im nächsten wieder anzusprechen. Zwischen Nachbarn sollte nämlich auf keinen Fall eine Kluft entstehen (auch wenn diese eine andere Einstellung haben).

Worum geht es Ihnen bei der Champagner Herstellung und was versuchen Sie in Ihren Weinen wiederzufinden bzw. mit Ihren Champagnern zu vermitteln?

Ziel meiner Champagner ist es, die Reinheit des Terroirs von Oger wiederzufinden. Schön und sauber bearbeitete Weinstöcke (natürlich ohne Chemie) geben den Weintrauben, dem Champagner und anschließend den Personen, die unsere Champagner genießen, ihre positive Energie wieder.

Zu vermitteln gilt es: Der Respekt vor dem Leben und die Lebensfreude!

Merci beaucoup Laurent :)

Fotos: www.champagne-vauversin.fr

Interview mit Ludovic Durdon (Champagne Durdon-Bouval)

Was bedeutet Bio Champagner eigentlich genau und worin unterscheidet er sich von konventionellem Champagner?

Ein Bio Champagner wird aus Trauben hergestellt, die nie mit synthetischen (chemischen) Produkten behandelt wurden, sondern nur mit natürlichen Produkten (z.B. Kupfer gegen den falschen Mehltau „Mildiou“ und Schwefel gegen den echten Mehltau „Oidium“). Auch Insektizide oder Herbizide werden nicht verwendet. Das Gras zwischen den Weinstöcken muss händisch (Gartenhacke oder Pferdepflug) oder maschinell (Rasenmäher) entfernt werden.

Seit wann produzieren sie Bio Champagner und wie lange dauerte die Umstellung?

Zwischen 2000 und 2008 haben wir viele Versuche unternommen und haben nach und nach auf Bio Weinanbau umgestellt ,ohne das Zertifikat zu besitzen. Seit 2009 zertifizieren wir unseren Chardonnay Weingarten und haben im Jahre 2013 das Bio Zertifikat erhalten. Im Herbst 2015 haben wir mit der Zertifizierung der Pinot Meunier und die Pinot Noir Weingärten begonnen. Seit April 2016 kommerzialisieren wir unsere (ersten!) Chardonnay Bio als Extra Brut Champagner.

Was war der Hauptgrund für Sie auf Bio umzusteigen?

Zu Beginn arbeiteten wir nach den Kriterien des nachhaltigen Weinanbaus, aber nach der Krankheit meiner Mutter wurde der Bio Wahnanbau eine Evidenz für uns. [Anm. von Aux Bulles: viele Winzer der vorangegangenen Generation erkrankten an den Folgen vom massiven und vor allem regelmäßigen Einsatz von Pestiziden.]

Was sind die größten Herausforderungen eines Bio Champagner Winzers?

Um gesunde Trauben zu erhalten sind die größten Herausforderungen: 

  • die Bodenarbeit: die Bewachsung (Gras) zwischen den Weinstöcken in Schach zu halten, damit diese den Weinstöcken keine oder nur wenig Konkurrenz macht. 

  • die Bekämpfung kryptogamischer Krankheiten [Anm. Aux Bulles: Krankheiten, die vom Schmarozerpilz verursacht werden, z.B. falscher und echter Mehltau] mit natürlichen Mitteln. Diese natürlichen Mitteln werden vom Regen weggewaschen, daher ist es sehr schwierig in regenreichen Jahren eine gute Ernte zu erhalten. Im Gegensatz zum konventionellen Weinanbau haben wir keine vorbeugenden Mitteln gegen diese Krankheiten.

    Merci beaucoup Ludovic!

Die Winzer von Champagne Durdon Bouval mit je einem gefüllten Chamapgnerglas in der Hand im Hintergrund die Vallée de la Marne

Interview mit David Levasseur (Champagne A. Levasseur)

Sie haben Ihr Weingut in den 1990er Jahren von Ihren Eltern übernommen, wie konnten Sie ihre eigene Note einbringen, bzw. welche Neuerungen lagen Ihnen am Herzen?

„Da es sich um einen Familienbetrieb handelt, war es mir wichtig das „savoir-faire“ unseres Hauses zu erhalten und zu wahren. Um in den bestmöglichen Konditionen arbeiten zu können und um neue Technologien einzuführen, habe ich in einen neuen Keller, in neue Tanks und in eine neue Presse investiert. Die Digitalisierung wurde durch eine spezielle Parzellen Software verstärkt (Verfolgung der einzelnen Arbeitsschritte am Smartphone) und es wurde ein neuer Empfangsbereich erbaut. Und ich gestehe Ihnen, ich habe meine persönliche Note hinzugefügt.“ 

Winzer David Levasseur mit seinen Eltern im Weingarten

Hinter den großen, weltbekannten Champagner Marken stehen heute multinationale Konzerne mit millionenschweren Werbebudgets. Wie können kleine Champagner Produzenten da mithalten? 

„Das Marketing wird immer wichtiger. Was mich betrifft, geht es nicht darum diverse Mailings auszuschicken oder Werbung zu schalten, sondern um ein einwandfreies Packaging. Eines, dass sich von den anderen unterscheidet und welches meinen Weinen und meinem Esprit voll und ganz entspricht. Ab dem Zeitpunkt wo Sie ein perfektes Packaging mit einem (und vor allem!) qualitativ hochwertigen Wein verbinden entsteht Werbung von selbst.“

Im April 2016 wird Ihnen das französische Zertifikat für nachhaltigen Weinbau verliehen („Certificat de Haute Valeur Environnementale“), was bedeutet das für Sie persönlich und schlussendlich für Ihre Weine?

„Das HVE3 (Haute Valeur Environnementale 3) ist eine nationales Zertifikat, dass von einem regionalen (Region Champagne) Zertifikat für nachhaltigen Weinbau begleitet wird. Eine externe Kommission kontrolliert dabei 125 verschiedene Punkte. Diese Kriterien wurden in den letzten Jahren erarbeitet, so z.B. Betriebsführung; Gestaltung der Weinberge; Instandhaltung und Pflege der Reben; Pflege und Versorgung des Bodens; Gestaltung und Schutz der Reben; Abfallmanagement und Carbon Footprint.
Das alles konkretisiert sich durch einen ausgeprägteren Terroir Geschmack, denn die Reben schöpfen aus dem Boden.“

Worum geht es Ihnen bei der Champagner Herstellung und was suchen Sie in Ihren Weinen wiederzufinden bzw. mit Ihren Champagnern zu vermitteln? 

„Eben den Terroir Geschmack. Und dieser ist einmalig und kaum bei einem anderen Winzer wiederzufinden, da er meine Weinberge und meine Arbeit widerspiegelt. Er resümiert sich ganz einfach in meinen Weinen. Bringen Sie Ihr Glas zu Ihrer Nase, schließen Sie die Augen und entdecken Sie die Aromen…"

Welche Rolle spielt das Alter der Rebstöcke und welchen Einfluss hat dies auf den Wein?

„Unsere Reben haben ein Durchschnittsalter von ungefähr 25/26 Jahren. In diesem Stadium kann das Wurzelwerk bereits tief aus den unteren Schichten des Bodens schöpfen. Dabei ist es wichtig heterogene Parzellen zu besitzen, denn diese Diversität schafft unterschiedliche Aromen.“ 

Sie arbeiten viel mit Pinot Meunier, einer, für die Champagner Herstellung unentbehrlichenRebsorte. Was zeichnet diese aus?

„Pinot Meunier ist eine wichtige Rebsorte für die Region der Vallée de la Marne, denn hier profitiert diese Rebsorte von den besten Konditionen um bestmöglich heranzureifen. Die Trauben schenken dem Wein diesen perfekten fruchtigen Touch, der bei unserem “Rue du Sorbier“ dominiert."

Woher beziehen Sie Ihre Inspiration?

„Leider (und glücklicherweise) ist diese nicht angeboren. Zuhören, austauschen, reisen und verkosten; kurz leben…"

Merci beaucoup David :)

Blick auf das Dorf Cuchery in der Chamapgne