Alle Grüntöne, Stille, Cognac und Scrabble oder 5 Tage mit dem Hausboot auf der Charente

Immer schon wollte ich ein paar Tage mit einem Hausboot unterwegs sein. Zuerst waren die Kinder zu klein, dann kamen anderen Reisen, dann kam Corona . Dieses Frühjahr kam mir aber der Gedanke: wenn wir eine Hausboottour als Familie machen möchten dann jetzt. Denn noch sind die Kinder in einem Alter in dem sie so eine Reise spannend finden.

Sommerliche Flusslandschaft Charente links und rechts von Bäumen gesäumt

Da wir diese Tour in den Sommerferien machen wollten war es mir wichtig einen Kanal/Fluss zu finden in dem man baden kann. In Frankreich ist das in Kombination mit einem Hausboot nur in zwei Flüssen möglich: im “Lot” und in der “Charente”. Der Lot ist vermutlich landschaftlich beeindruckender, da man teils an rauen Felswänden vorbeifährt. Aber die Charente lag - was unsere anschließende Reisepläne anbelangte - für uns besser.

Wir haben uns für eine kurze Woche (Montag bis Freitag) Anfang Juli entschieden, lang genug um einen guten Eindruck, schöne Erlebnisse und eine gewisse Routine mit den Schleusen zu bekommen und kurz genug sollte uns langweilig sein oder das Boot zu ungemütlich. Sowohl der Zeitpunkt Anfang Juli (da auf der Charente noch kaum etwas los war) als auch die Entscheidung 5 Tage zu fahren war ideal. Vielleicht wäre sogar eine ganze Woche noch besser gewesen denn dann hätten wir etwas weiter fahren können. Aber so etwas weiß man erst im Nachhinein ;)

Es gibt viele Hausbootanbieter, man sollte ein bisschen herumsuchen was für einen passt. Zuerst den passenden Kanal/Fluss finden, dann das passende Boot. Meinem Mann war ein sog. Flydeck, also eine Außensteuerstelle wichtig und ich kann es nur wärmstens empfehlen. Denn ohne Flydeck muss der Lenker oder die Lenkerin auch beim schönsten Wetter in der Kabine sitzen. Auch unsere schöne Außensitzfläche haben sehr viel genutzt.

Sommerlicher Fluss Charente mir romanischer Brücke

Wir haben uns letztendlich für die Firma „Les Canalous“ entschieden. Die Übernahme in Cognac war etwas langwierig und nicht allzu organisiert, aber letztendlich hat alles gut geklappt. Uns wurde gezeigt wo wir das Auto kostenfrei hinstellen können (mit einem handgeschrieben Zettel „Les Canalous“ in der Windschutzscheibe und empfohlen vorher einen Großeinkauf zu machen da man entlang der Route wenn dann nur kleine Supermärkte findet. Auch das kann ich sehr empfehlen, vor allem genug Wasser kaufen, dann das Wasser am Bord ist nicht zum trinken geeignet.

Unser Boot war 11 Meter lang und es ist am Anfang etwas einschüchternd ein so großes Boot ohne Erfahrung zu steuern, aber es ist halb so wild. Es fährt ja nicht besonders schnell, es hat Seitenstrahlruder und ist rundherum mit Gummileisten gut beschützt.

Hausboot auf der Charente in einer Schleuse und ein sommerlicher Blumenstrauß
Schleusentor Wasser wird in die Schleuse gelassen rechts und links sehen zwei Kinder zu
Abendstimmung mit Hausboot auf der Charente und die Charente früh am Morgen

Die ersten Schleusen waren sehr aufregend, bei der Ersten haben uns einheimische Jungendliche, die sich so ein kleines Sommertaschengeld verdienen die Arbeit abgenommen, aber ab der zweiten Schleuse waren wir auf uns gestellt. Auch da „learning by doing“ aber keine Sorge man wird schnell zum Profi. Da es auf der Charente nur alte, manuelle Schleusen gibt hat man immer etwas zu tun ;)

Wir sind täglich ca. 2-3 Stunden gefahren und haben zwischendurch immer wieder an hübschen Stellen (teils einfach an einem Baum) zum baden angelegt. Zu Mittag sind wir dann bis zum nächsten Ort gefahren um Mittagessen zu gehen und um die eine oder andere romanische Kirche oder wenn vorhanden ein kleines Museum zu besuchen. Besonders gut gefallen hat uns da das kleine Dorf Saint Simon. Dort gibt es ein sehr liebevoll gestaltetes Museum über die Geschichte des Dorfes und der Flussschifffahrt auf der Charente im allgemeinen. Die Orte sind sehr klein, oft gibt es nur ein Restaurant, aber wir haben immer gut und günstig gegessen. Ab und zu waren wir am Vormittag in einem Ort an dem gerade Markttag war, dann haben wir eingekauft und Abends am Boot gekocht. Unsere Abende haben wir dann meistens mit Cognac und Scrabble am Deck verbracht.

Besichtigung einer Romanische Kirche entlang der Charente

So waren unsere Tage durch die Schleusen öffnen bzw. schließen, Badeplätze finden, anlegen, baden, Mittagessen gehen, und anschließend eine schöne Anlegestelle für die Nacht finden durchgetaktet. Es gab immer etwas zu tun aber es war genug Zeit um in Ruhe zu lesen und die Landschaft zu genießen. Viel Luxus darf man sich nicht erwarten, es ist alles funktionell, aber eher wie ein Wohnmobil auf dem Wasser als wie ein Hotelzimmer. Der wahre Luxus ist die Stille, die wunderschöne üppig grüne Umgebung, die Sonnenuntergänge, die Stimmung wenn man sich frühmorgens auf Rad schwingt um im nächsten Dorf Baguette und Croissants zu holen und natürlich das anschließende Frühstück am Deck.

Fluss Charente früh Morgens im Sommer

Morgenstimmung auf der Charente

Mehr zu Urlaub in Frankreich finden Sie in meinen Blogeinträgen Souvenir d’été oder das weiße Gold der Ile de Ré und Reise nach Paris - meine persönlichen Highlights.

Viel Spaß beim schmökern & à bientôt, Bérénice