Die Bedeutung der Familie in der Champagne
Die Champagne stützt sich auf rund 15’000 Winzer. Im Durchschnitt bewirtschaften diese Familienbetriebe nur eine Fläche von 1-2 Hektar. Ein typischer Betrieb hat diese Fläche zudem auf mehr als 10 einzelne Parzellen aufgeteilt, die manchmal nur wenige hundert Quadratmeter groß sind und sich auf mehrere Dörfer verstreuen können. Diese Fragmentierung ist zu einem nicht unwesentlichen Teil durch die Eigenheiten des französischen Erbrechts entstanden. Dieses sieht nämlich vor, dass landwirtschaftliche Betriebe zu gleichen Teilen auf die Kinder aufgeteilt werden. Dadurch entsteht bei jedem Erbantritt die Frage nach der Weiterführung des Betriebs als Gesamtes oder einer Aufteilung in zwei oder mehr kleinere Betriebe.
Die gängigste Lösung ist, dass eines der Geschwister den Betrieb und die Familien- Marke weiterführt. Der Eigentumstitel an den Rebflächen geht jedoch zum Teil an die Miterben über. Die Person, die den Betrieb weiterführt pachtet dann die Flächen von seinen Geschwistern entsprechend eines üblichen Geschäftsmodells:
Der Winzer bewirtschaftet die gepachtete Rebfläche wie seine Eigenen und zahlt dem Eigentümer eine vereinbarte Pacht.
Zusätzlich zur vereinbarten Pacht erhält der Grundeigentümer ein Drittel des jeweiligen Jahresertrags in Flaschen oder in Bar.
Durch diese Lösung kann die ursprüngliche Betriebsgröße erhalten werden und die Geschwister haben jeweils ein planbares Einkommen. Des Weiteren behält der Betrieb den Status des recoltant manipulant (RM), d.h. im Gegensatz zum négociant manipulant (NM), der die Trauben im Kilo zukauft. Das Modell der Verpachtung von Rebflächen wird auch unter Cousins und Cousinen, Onkeln und Tanten, etc. gepflegt.
Die Champagne ist zudem ein stark ländlich geprägtes Gebiet mit nur 2 städtischen Gebieten (Épernay und Reims). Dadurch spielt sich ein Großteil des Lebens der Winzer in den jeweiligen Dörfern ab und ihre Verwandten sind zumeist ebenfalls Winzer. In unserer Decouverte Box haben wir daher die Flaschen von David Levasseur und seiner Cousine Isabelle Thévenet zusammengestellt. In der Prestige Box finden sich Weine von Jérôme und seinem Onkel Christophe Lefèvre.
Abseits der eigenen Familie gibt es aber auch viele Möglichkeiten neue Familienbande unter Winzern zu knüpfen. Einer der Orte wo dies passiert ist das Lycée in Avize, in welches Winzerkinder geschickt werden um einen regulären Schulabschluss und zeitgleich die Grundlagen des Weinbaus zu erlernen. Viele Winzer Ehepaare haben sich dort kennengelernt. Im Rahmen der Heirat bringt dann jeder seinen Teil des jeweiligen Familienbetriebs ein und sie gründen als Paar dann einen neuen Betrieb. Aus diesem Grund gibt es viele kleine Champagner Marken mit Doppelnamen. So ist zum Beispiel Champagne Thévenet Delouvin aus unserem Découverte Abo in 1992 durch die Eheschliessung von Xavier Thévenet und Isabelle Delouvin entstanden.

Foto @Champagne Lacourte Godbillon