Da Mai/Juni immer unsere Rosé Edition mit je einer Flasche Rosé Champagner ist möchte ich heute etwas eingehender über dieses Thema zu schreiben. Denn bei keinem anderen Champagner gehen die Meinungen so auseinander wie bei Rosé Champagner. Für Manche ist Rosé Champagner nur ein (süßes) Modegetränk oder nur ein Sommer Champagner. Andere genießen ihn zu rotem Fleisch oder zu anderen speziell zubereiteten Gerichten.
Nicht nur bei Weinkennern auch bei Winzern gehen die Meinungen auseinander. Manche stellen aus Prinzip keinen Rosé Champagner her, Andere wiederum haben Rebsortenreine oder sogar zwei unterschiedliche Rosé Champagner im Programm.
Aber beginnen wir am Anfang. Wie wird Rosé Champagner eigentlich hergestellt? Woher kommt diese hübsche rosarote Farbe? Ganz einfach, Rosé Champagner entsteht entweder durch die Zugabe von Rotwein zu einem weißen Grundwein oder durch eine Mazaration roter Traubenschalen im weißen Grundwein.
Der Großteil der Rosé Champagner wird durch die Assemblage (dt. Mischung) von regulären Champagner Stillweinen (aus weißem Saft von Pinot Noir, Chardonnay oder Pinot Meunier Trauben) und 5-20% Rotwein erzeugt. Dieser Rotwein muss selbstverständlich ebenfalls aus Trauben der Appellation Champagne bestehen und wird als Coteaux Champenois bezeichnet und wird auch separat vermarktet. Diese Mischung wird dann in Flaschen abgefüllt und durchläuft wie ein regulärer Champagner die Flaschengärung auf Hefe. Der Vorteil dieser Methode ist, dass die Farbe jedes Jahr aufs Neue einfach zu treffen ist und nur eine geringe Mehrarbeit darstellt.
Die andere Methode ist die Saignée Methode. Bei dieser komplexeren Methode wird dem Champagner die typische Farbe durch Mazeration (dt. Maischegärung) gegeben. Man lässt dazu die rotschaligen Trauben (Pinot Noir oder Pinot Meunier) zwischen 24 und 72 Stunden, je nach Jahrgang und gewünschtem Farbton, einmaischen. Auf diese Weise gehen für Rotwein typische Farb- und Aromastoffe aus der Schale in den Saft über. Sobald der richtige Farbton getroffen ist wird der Most abgezogen und durch den Farbton wirkt es so als ob das Fass bluten würde, daher der Name saignée (dt. geblutet). Danach durchläuft der Most die regulären Champagner Produktionsschritte. Diese Methode bringt kräftigere, vinösere Weine hervor, die sich vor allem als Essensbegleitung empfehlen.
Der Anteil der Rosé Champagner an der Gesamtproduktion betrug vor 20 Jahren weniger als drei Prozent. Viele Betriebe hatten gar keinen Rosé im Sortiment. Sogar so schillernde Namen wie Krug begannen erst in den 80er Jahren einen Rosé Champagner zu vermarkten. Zunächst sah man den Rosé eher als Luxusprodukt, welches in limitierter Menge hergestellt wurde. Mit stark wachsender Nachfrage wurde der Rosé dann von beinahe allen Häusern in das Standard Sortiment aufgenommen und repräsentiert heute an die 10% der Gesamtproduktion. Neben einem gezielten Marketing, kommt der frische, fruchtbetonte und unkomplizierte Stil der meisten Rosé Champagner bei den Gelegenheits- und den jüngeren Konsumenten besonders gut an.
Das mit der Mode stimmt also. Aber wie sieht es mit der Qualität aus?
Wie bereits beschrieben wird Rosé Champagner von Kennern und teilweise auch von Winzern oft belächelt. Doch haben sich in den vergangenen Jahren haben sich jedoch viele (vor allem jüngere) Winzer der Herausforderung gestellt und charaktervolle, komplexe Rosé Champagner hervorgebracht. Diese etwas vinöseren Champagner sprechen vor allem immer mehr Rotweinfreunde an.
Somit können wir folgendes festhalten: ja, es ist ein „Mode Champagner“ und nein ganz abtun braucht man ihn nicht. Es gibt sie die guten, hochwertigen Rosé Champagner und es lohnt sich diese zu suchen und zu finden. Ein kräftiger Rosé de Saignée kann auf jeden Fall mit einem guten Rostwein zu einem Steak mithalten. Und ein feiner, eleganter Rosé d’Assemblage passt ganz wunderbar zum Aperitif oder zu Gerichten wie Hummer, Garnelen u.ä.
Also viel Spaß beim Ausprobieren und Verkosten von Rosé Champagnern!
